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Thema: Generation Golf heute ... interessant ...

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23.09.2005, 09:36 Uhr

magic
Posts: 1566
Rang: Geliebter der Königin


Vorsicht, viel Text ...

Folgenden Artikel (Rezension über ein Buch) habe ich im Netz gefunden. Lest mal :

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Die Generation Golf im Meer der Möglichkeiten

Rezension zu
Claudius Seidl: Schöne junge Welt
von Rainer Dresen

In den Jahren 1961 bis 1967 wurden im Gebiet der alten Bundesrepublik so viele Kinder geboren wie vorher und später nie wieder, nämlich jeweils über eine Million; der höchste Stand wurde 1964 erreicht. Wie diese nunmehr Vierzigjährigen aufwuchsen, hat Florian Illies in "Generation Golf" beschrieben. Wie es sein könnte, wenn sie das Rentenalter erreichen, beschreibt Frank Schirrmacher in seinem "Methusalem Komplott". Dass mit der "Generation 1964 plus/minus 5" auf dem Weg zwischen "Golf" und "Methusalem" etwas schief gelaufen sein könnte, fiel dem 1959 geborenen Claudius Seidl offensichtlich zuerst an einem für ihn selbst einschneidenden Datum auf: an seinem 40. Geburtstag. Ihn überkam die Erkenntnis, dass er eigentlich zehn Jahre zu alt sei für das Leben, das er führt, für die Partys bis in den frühen Morgen, für Whiskynächte. Er nahm sich vor, über sein Alter und das dafür angemessene Benehmen nachzudenken. Das Ergebnis seiner Reflexionen liegt nun vor: Dem Schluss des Autors nach eine für den Leser sehr unterhaltsame und nicht selten zu Selbsterkenntnissen Anlass gebende Bestandsaufnahme.

Zwischen Golf und Methusalem

Ein Vierzigjähriger, der sich noch immer halbstark fühlt, kleidet und benimmt, ist heutzutage alles andere als eine lächerliche Figur. Er ist vielmehr der repräsentative Bewohner unserer Gegenwart. Zu dieser Folgerung kommt Seidl durch Beobachtungen typisch-untypischer Lebensläufe aus dem Freundes- und Bekanntenkreis, aber vor allem durch Beispiele aus Hollywoodfilmen. Kein Wunder, begann der heutige Feuilletonchef der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung doch seine journalistische Karriere als Filmkritiker.

1968 etwa kam der Film "Die Thomas Crown Affäre" in die Kinos, der den Geist jener Zeit widerspiegelte: Darin gab es schöne Autos, schöne Wohnungen und schöne Menschen: den 38 Jahre alten Steve McQueen und die 27-jährige Faye Dunaway. 1999 schien die Zeit reif für ein Remake. Wieder wurden die neuesten Autos und erstrebenswertesten Häuser gezeigt, und wieder wählte man für das Kinopublikum attraktive Menschen als Hauptdarsteller aus. Wie 1968 also, nur dass die Stars Pierce Brosnan und René Rosso dieses Mal bereits 45 bzw. 46 Jahre alt waren. Dem Erfolg an der Kinokasse tat es keinen Abbruch.

Das führte bei Seidl zur Erkenntnis, dass sich innerhalb von nur einer Generation die Grenze der Jugend um zehn Jahre nach hinten verschoben hat. Wenn zwei Mittvierziger zu Helden einer Geschichte werden konnten, die früher für deutlich Jüngere geschrieben wurde, taugten die alten Biographie-Baupläne nichts mehr und müsse der Lebenskalender neu justiert werden.

Im Meer der Möglichkeiten

Früher, bei den eigenen Eltern und bei deren Eltern und auch davor, war das Jungsein mit dreißig abgeschlossen, man war reif, erwachsen, gesetzt, hatte Kinder, und ab vierzig bereitete man sich auf die Rente vor. Heute hingegen, so wirft der Autor einem Freund vor, knutscht man auch mit 45 noch mit Frauen, in die man nicht verliebt ist, man verliebt sich in Frauen, die nicht bei einem bleiben, man kauft die neuesten Schallplatten, sammelt aber zugleich alte, man zieht zwar manchmal einen Anzug an, aber nie eine Krawatte und will immer wissen, wo die schönsten Parties sind. Menschen, die mit dreißig ihren Ort schon gefunden haben, mit vierzig zu altern beginnen und mit fünfzig zu Veteranen der eigenen Biographie geworden sind, gebe es zwar auch, aber man finde sie eher an den Rändern der Gesellschaft, eher ganz oben und ganz unten, unter Politkarrieristen und frühreifen Konzernchefs. Menschen, die vor lauter Ehrgeiz und Strebsamkeit überhaupt nicht daran dachten, ins Meer der Möglichkeiten einmal hineinzuspringen, weil sie sich so früh für eine bestimmte Option und gegen alle anderen entschieden hatten.

Erwachsen ist nach einem Philosophen jemand, der einsieht, dass er nicht alles haben kann, was er will. Die Abwesenheit von elementaren Krisen der gegenwärtigen Gesellschaft, der Umstand, dass Angst um das Überleben oder auch nur echte Sorgen unbekannt seien, führe aber dazu, dass viele den Ernst des Lebens noch nie kennen gelernt haben. Das nähre die Illusion, dass man nach wie vor alles haben könne, was man will. Deshalb perpetuierten viele die eigene Jugendlichkeit bis an die Grenze zum Rentenalter, sie schwömmen, um mit dem Philosophen Kierkegaard zu sprechen, durchs Meer der Möglichkeiten und weigerten sich, endlich an Land zu gehen.

Die Gnade der späten Entwicklung

Früher, so Seidl, sei das schlicht nicht möglich gewesen. Auch aufgrund der geringeren Lebenserwartung der Menschen habe die Gesellschaft es nicht tolerieren können, dass man bis zum dreißigsten Lebensjahr gammelte oder studierte. Viel zu groß war die Gefahr, dass man mit 45 an einer Erkältung stirbt. Vernünftig also, dass Napoleon mit 35 bereits Kaiser war, Heinrich von Kleist sein Werk schon weit voran getrieben hatte, als er mit 34 Selbstmord beging, Isaac Newton mit 29 die Gravitätsgesetze entdeckte, Einstein mit 26 die Relativitätstheorie begründete und Thomas Mann mit 25 die Buddenbrooks schrieb.

Für das Phänomen des von Seidl festgestellten Trends zur immerwährenden Jugend gibt auch die Evolutionsbiologie eine wissenschaftliche Erklärung. Die verzögerte Entwicklung des Menschen im Vergleich zu anderen Lebewesen sei dessen stärkste Charakteristik. Menschenfrauen tragen ihre Embryos sehr lange aus, das Menschenjunge braucht lange, um geschlechtsreif zu werden - und mittlerweile brauche man auch sehr lange, endgültig erwachsen zu werden. Seine immer schon auf Verzögerung angelegte Entwicklung sei nicht nur nicht schädlich, sondern habe dem Menschen einen evolutionären Vorteil verschafft. Der Mensch habe dadurch mehr Zeit als andere Lebewesen, fürs Leben zu lernen. Das sei gerade in heutiger Zeit von größter Bedeutung, wisse er doch, dass er sich anders als früher nicht mehr ausschließlich auf seine Instinkte verlassen könne, sondern lebenslang lernen müsse. Nur deshalb seien wir soziale Wesen geworden, flexibler und anpassungsbereiter als je zuvor. Oder, wie es ein Biologe sagt: "Unsere Eigentümlichkeit als Spezies liegt in unserem Widerstreben, erwachsen zu werden."

Seidl knüpft daran an und stellt fest, dass Erfahrung, das früher typische Merkmal des Erwachsenen, aufgrund der gesellschaftlichen und technischen Entwicklungen der letzten Jahre weniger wichtig als je zuvor geworden sei. Stattdessen seien heute typisch jugendliche Eigenschaften gefragt wie Neugier und Naivität, Flexibilität und Lernfähigkeit. Denn nur extreme Jugendlichkeit könne die Anpassung an die heutzutage immer dramatischeren Veränderungen, an die Globalisierung oder auch nur die Anforderungen an die Lektüre der Gebrauchsanleitung eines neuen DVD-Players sicherstellen.

Das führt Seidl zu dem für ihn und andere jugendlich Gebliebenen tröstenden Schluss seiner Überlegungen: Es ist demnach vernünftig, dass wir geistig und körperlich mindestens zwanzig Jahre jünger sind als frühere Generationen. Denn das Ufer am Rand des Meers der Möglichkeiten scheint manchmal verschwunden, das Land untergegangen, nur vereinzelt ragen Inseln aus den Wassern. Dorthin haben sich die gerettet, die Angst davor haben, sich nass zu machen. Jene die sich nicht mehr erinnern, wie es war, im Meer zu schwimmen, die nie schwimmen gelernt haben. Die meisten aber kraulen, lassen sich treiben oder stemmen sich gegen die Strömung, und manche kämpfen gegen das Ertrinken. Möge jeder Leser selbst herausfinden, zu welcher Gruppe er gehört.

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Tja, als mittlerweile 41jähriger kann ich viele Dinge bestätigen die hier stehen. Wie sehr ihr das ?
[ edit ]
23.09.2005, 19:56 Uhr

Füge mich in Deine Contact-Liste hinzu.... AtariMan
Posts: 5376
Rang: Geliebter der Königin


na vielleicht bin ich noch zu jung dafür, aber war recht interessant.


"Es ist demnach vernünftig, dass wir geistig und körperlich mindestens zwanzig Jahre jünger sind als frühere Generationen"

Das mit dem geistig kann bei mir aber stimmen
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PROST
[ edit ]
23.09.2005, 21:49 Uhr

Füge mich in Deine Contact-Liste hinzu.... LastNinja
Posts: 1697
Rang: Geliebter der Königin



Das Buch ""Generation Golf" habe ich im Urlaub mal gelesen.
Der Anfang (Kindheit etc.)war sehr gut und ließ längst vergessene Erinnerung wieder aufleben...
Ab Mitte des Buche ebbte es für mich ab..

Das Buch hat sehr gute Ansätze....aber erfüllte (bis auf den Anfang) nicht ganz meine Erwartungen.
Das ist vielleicht (wie immer) Geschmackssache.

Eine Kaufempfehlung spreche ich nicht aus...
dann lese ich lieber hier alte Geschichten im Forum bzw. im Nachbarforum...
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